Donnerstag, 27. Oktober 2011

Fiat iustitia, et pereat mundus

Oft nur im Sinne von "und möge die Welt zugrunde gehen" als "et pereat mundus" zitiert, finde ich ist dieses Zitat als ganzes im Kontext eine ziemlich weitreichende Maxime.

Aber es als rein nihilistischen, negativen Begriff zu nutzen passt genau zu dem Typus Mensch, der es u.a. tut, dem unreflektierten Neuling oder Vollidiot im Schwarzmetall, der Misanthropie als Ausrede für Egoismus und eine "Alles egal" - Attitude missbraucht.

Wenn man nur den zweiten Satzteil zitiert wird aber das Wichtigste weggelassen:

Es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe die Welt darüber zugrunde.

Die Gerechtigkeit. Mit Sicherheit ist dieses Zitat in keinem Kontext zu Misanthropie getan wurden, ebensowenig hat es einen unbedingten Bezug dazu, ich finde jedoch, dass dieses Zitat die zugrundeliegende Haltung für eine reflektierte, durchdachte Misanthropie sehr schön zur Geltung bringt.

Die erste Bezeugung dieses Sinnes wird Papst Hadrian VI. (1459-1523) entlehnt. Bedeutung hat der Satz auch als Wahlspruch des Kaisers Ferdinand I.(1503–1564). Er überliefert und charakterisiert eine Haltung, die sich Rech um jeden Preis verschaffen will. In dieser Bedeutung wird der Satz auch heute zumeist verstanden, d.h. als eine Maxime, die um der Gerechtigkeit willen selbst den Weltuntergang in Kauf nimmt.

Eigentlich ja selbsterklärend, aber: Der Mensch ist schlecht und negativ für den Planeten. Ergo: Mensch muss vom Antlitz der Erde hinweggefegt werden, denn dies wäre nur gerecht. Grundsätzlich ist das wohl das Grundgefühl, wenn man Misanthropie empfindet. Hinzu kommen natürlich, eigentlich eher irrelevante, persönliche Gefühle der Menschenscheu und der Abneigung gegenüber der Spezies, jedoch ist das in den meisten Fällen eher kindische Sozialangst, denn wahre Misanthropie.

Dennoch, reflektiert bedeutet, dass man niemals nur die eine Seite der Medaille sehen darf:
Der Satz wird ironisch in dem Sinne zitiert, um eine Rechtsauffassung und Rechtspraxis zu kritisieren, die die Bewahrung der Rechtsprinzipien um jeden Preis, auch zum Schaden der Gesellschaft, durchzusetzen gewillt ist.

Jeder, der sich mit dem Thema beschäftigt hat, dürfte mir zustimmen, dass Misanthropie nichts Gutes ist. Es ist ungewollt - denn wer, außer einem profilierungssüchtigen Kind - würde Menschen absichtlich hassen wollen?
Man hasst sie, weil man nicht anders kann, weil es gerecht ist. Würde der Mensch sich ändern, so wäre es natürlich naheliegender "ein Auge zuzudrücken" und der Art ihre Fehler zu vergeben, denn sie, die Spezies Mensch, kann sie ja wett machen.

So wären wir wieder bei dem Ausgangspunkt von Allem: Der starke und gute Weg ist es für eine erhaltenswerte Welt zu kämpfen, anstatt dabei zuzuschauen, wie sie sich zugrunde richtet (oder dies womöglich noch zu beschleunigen). Dass man dabei emotional oft hin und her gerissen ist, ist eine gänzliche andere Sache.