Freitag, 10. September 2010

Szenewörterbuch I

Um ein Mal die, wenn auch nicht besonders umfangreichen, Szenebegriffe genauer zu beleuchten.

Poser
Allgemein in erster Linie eigentlich eine wertfreie Aussage, schließlich kann man auch im positiven Sinne posen (bsp. als Modell), hier jedoch meist negativ belegt für eine Person, die sich selbst stark in Szene setzt um Anerkennung zu erlangen. Dabei ist keinerlei Aussage über die Absicht oder die Integrität des "Posers" getätigt, allerdings versteht man in der Metalszene doch meist unter selbigen eine Person, die von dem, was sie darstellt wenig bis gar keine Ahnung hat.

Kiddie

Eine Person, eigentlich jungen Alters, die vollkommen neu in der Szene ist und bei der Selbstdarstellung zu weit vorrausprescht, obwohl sie noch gar nicht das Wissen um die Sachen hat, die sie nun so gerne hat und dies allen mitteilen möchte. Diese Phase macht eigentlich Jeder (nicht nur in der Metalszene) - durch die pubertäre Identitätskrise veruarsacht - durch, bei dem Einen dauert sie nur wenige Wochen, bei anderen ist sie mit 40 Jahren noch nicht überschritten.

Mitläufer

Mitläufer ist wieder ein allgemeiner Begriff, der speziell in der Metalszene jedoch sehr oft genutzt wird. Hierbei liegt das Hauptaugenmerk auf der Mentalität des unreflektierten Nachahmens. Mit Mitläufern werden Menschen bezeichnet, die entgegen ihres eigenen Willens, um der Anerkennung willen, das machen (oder eben die Musik hören), was gerade im Trend liegt, oder was der neue Bekanntenkreis, dem man imponieren möchte, gut findet.

Aussprache von Bandnamen

Ein Thema, ein Problem:
Es zerstört Freundschaften, lässt Menschen aufeinander losgehen, verursacht Morde, lässt die (Metal-)Welt untergehen ...
... oder auch nicht.

Jedenfalls ein, für meinen Geschmack, recht interessantes Thema:
Die Aussprache von Bandnamen.

(In Ermangelung phonetischer Zeichen verwende ich eine Pseudolautschrift)

Gorgoroth & Amon Amarth

Beides Begriffe aus dem tolkienschen Universum. "th"s sollten laut Tolkien, wie das weiche - also gelispelte s - th im Englischen gesprochen werden. Da beide Worte aus Tolkienschen Sprachen entstammen liegt es Nahe, sie mit einem th wie in "think" zu beenden.

1349

Dreizehnneunförtsch ... nein Halt, da stimmt was nicht. tretten førtini wäre wohl passender, da es eine norwegische Band ist.

Lateinische Bandnamen

C wie Z. Ansonsten wie man es schreibt. Es sei denn man will altlateinisch sprechen, dann C wie K und "ae" wie "ei" (Altlateinisch wurde Caesar Kaisar gesprochen). Aber das wäre unpassend.

Neaera

Ne-ah-era. Klingt einfach gut.

Haemorrhage
Da es von dem englischen Wort "Hemorrhage" stammt - "Hä-morritsch" - Link

Celtic Frost
Seltik und Keltik sind gültig laut englischer Aussprache. Bei englischen Begriffen, nutze man prinzipiell die englische Aussprache, anstatt sich den Kopf zu zerbrechen, beispielsweise:

Hypocrisy

"Hippokrissi" - Link

Deicide

"Däiseid" - Link

Obituary

"Ohbitschurie" - Link

Malevolent Creation

"Mälewolent Krieäischn" - Link

Arch Enemy

"Artch Enemie" (auch wenn ich finde, dass Ark besser klänge ...) - Link

Taake

"Tohke" - norwegisch aa = wie ein o im deutschen Wort Hose.

Eluveitie

"Elwetie" - das u wird u.a. verschluckt. sinngemäß: "Ich der Helvetier".

*Natürlich keine Garantie auf Richtigkeit.

Schwarzmetall.

Ich versuche hier nichts Allgemeingültiges aufzustellen, noch will ich Irgendjemanden von meiner Sichtweise überzeugen, ich möchte sie nur schlicht schildern.

Intro


Black Metal war nur Momente lang das, was es sein wollte und sein sollte. Genau für die kurzen Augenblicke, in welchen es sich vom kommerzialisierten Death Metal abspaltete und einen eigenen Pfad ging.
Allerdings, wie es auch mit gesundem Menschenverstand vorherzusehen war, ereilte den Black Metal das gleiche Schicksal: Einige wurden zu dem, was sie bekämpft und verachtet hatten, Andere kamen hinzu, ohne zu wissen womit sie da eigentlich publik hausieren gingen, auf der Suche nach dem schnellen Geld und Ansehen.

In den letzten Jahrzehnten ist Black Metal endgültig zu dem geworden, aus wessen Ablehnung er hervor ging. Eine (größtenteils) trendige, kommerzialisierte und selbsttrügerische Subkultur.
Um den Mikrokosmos der Abarten im Black Metal zu beschreiben, bedarf es mehrerer getrennter Abschnitte.

Kommerz

Zu aller Erst: Natürlich das populärste Thema unter retardierten Idioten, wie ernstzunehmender Individuen, gleichermaßen – der Kommerz und Ausverkauf des Black Metal. Manche mögen jetzt meinen „Aber es ist doch ein berechtigter Traum mit seiner Musik seinen Lebensunterhalt zu verdienen!“, - das kann man so stehen lassen.
Allerdings unter einer Prämisse: Black Metal ist NICHT dazu da um reich zu werden. Wer ein Black Metal – Projekt gründet, in Gedanken zuhause schon die Scheine zählt, der hat nichts in der sog. Szene verloren. Es geht nur um die Musik. Schön, wenn man Geld damit verdient, aber nur dann, wenn man sich auch selbst treu bleibt.

Wer sich verändert um des schnöden Mammons Willen, oder noch schlimmer, deswegen eine Musikkariere beginnt hat nicht verstanden worum es geht und ist nur ein widerlicher Nutznießer dieser Kunst.
Eine schlechte Ausrede dabei ist „Wir haben uns eben weiterentwickelt!“.
Einigen wenigen Musikern mag man dies abkaufen, doch das Gros ist offensichtlich der Geldgeilheit verfallen und rennt musikalisch dem aktuellen Trend hinterher um auch etwas vom Kuchen abzuhaben.

"NSBM"

Leidiges und viel zu oft durchgekautes Thema NSBM: Es ist eine Schmach, was für Mongos und Genabfall sich auf Festivals mit Shirts sogenannter NSBM-Shirts herumtreibt, und doch: NSBM gibt es nicht und NSBM steht nicht in einem Paradoxon zum Black Metal, wie einige BM-hörenden Antifantenkinder behaupten.
Zuerst ein Mal: Von wegen Politik hat nichts in der Musik zu suchen und BM sei unpolitisch. Wie naiv und vehement verdummt muss man sein, damit einem nicht auffällt, das JEDE Musik (nicht nur Metal) IMMER politisch ist.

Politik bedeutet nicht nur Ideologien hinterherzurennen. Jede Entscheidung, jeder Standpunkt gegenüber gewissen Situationen ist Politik. Wenn sich irgendeine Hippieband gegen den Krieg ausspricht ist sie politisch, wenn sich eine populäre Rockband gegen Tierversuche oder für Hilfe bei Kinderarmut ausspricht ist dies Politik.
Selbst wenn eine Einzelperson sich gegen Drogen ausspricht oder vegetarisch lebt, dann ist dies Politik bzw. politisches Handeln. Nichts und Niemand ist unpolitisch, auch wenn Mancheiner das denken mag.

Es gibt ergo auch keine unpolitische Kunst. So auch keinen unpolitischen Black Metal. NSBM im speziellen ist ebenso kein Problem. Wieso sollte man sich, wenn man der gesamten Menschheit das Recht zu leben abspricht bitteschön darum scheren, dass einige Musiker es speziell darauf abgesehen haben, dass einige Völker nicht leben sollen?! Alle Menschen sind vor dem Hass gleich wertlos, so wäre es eine Doppelmoral plötzlich den armen Juden, oder Schwarzen nachzutrauern, gegen die oftmals im NSBM propagiert wird.

Zugegebenermaßen: NSBM und BM gemeinsam zu "leben" ist nicht möglich, da NSBM lebensbejahend ist und BM lebensverneinend, um nur 1. Fakt zu nennen, der sich widerspricht. Trotz den Diskrepanzen der Ideologien, wäre es jedoch - wie bereits gesagt - eine Doppelmoral seitens des BM den NSBM zu verbieten, zu boykottieren oder Ähnliches.

Und wem das nicht reicht, wer da verlauten lässt „Aber man kann Künstler und Musik nicht trennen!“,
dem entgegne ich nur ein freundliches: "HALT DIE FRESSE!" - Black Metal ist intolerant, politisch inkorrekt und destruktiv und das wird er auch bleiben!
Er steht auch für das Streben nach absoluter Freiheit, und auch wenn es nur eine kleine Sache wäre NSBM zu boykottieren, würde es dem BM zuwider laufen.

Trueness / Authentizität

Authentizität (auch Trueness) ist wohl das, was 99% der Szeneangehörigen vermissen lassen. In dieses Thema mit einbeziehen werde ich direkt zugehörige Themen, wie Trend(ie)s und pseudointellektuelles Gehabe. In erster Linie propagiert Black Metal auch die Freiheit des Individuums, das ist klar.
Doch es gibt und bei dieser Meinung bleibe ich, einfach Dinge die gehen nicht konform mit dem zugehörigen Lebensstil. Natürlich ist die Kleidung keine Vorschrift. Niemand ist gezwungen schwarz, Lederjacke und Stiefel zu tragen.
Doch es gibt 2 Gruppen infantilen Genmülles der scheinbar so viel Selbstbewusstsein zu haben scheint, wie eine Made. Zum einen die, welche sich in die Rolle hineinzwängen und schwarz tragen, obwohl es ihnen nicht gefällt, und dies nur weil sie anderweitig keinen Zuspruch erlangten und nun als Szenehure Szene für Szene unsicher machen, auf der Suche nach Anerkennung. Genauso behindert sind Solche, die meinen „Ich bin so Anti und über die Szene erhaben, ich trage normale Kleidung!“, obwohl sie im inneren wissen, ihnen gefiel die Szeneuniform.

Solche Menschen wurden dann wohl zu oft fertig gemacht (und das sicherlich zu recht) und machen nun aus einer Not eine Tugend und sagen sich von der Szene los, da sie so ultra böse zu ihnen war, und kaschieren es mit gekünstelter Überlegenheit. Man trägt was einem gefällt – frei von Zwängen. Ende. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Soviel zu Uniformierung und gespielter Antihaltung.

Das gleiche lässt sich auch auf die Musik übertragen. Es mag genug Bands geben die musikalisch Qualität besitzen, auch musikalisch eindeutig Black Metal spielen, jedoch nichts mit diesem am Hut haben. DSBM, sowie die pseudointellektuelle Scheiße die manche Bands abliefern, hat nichts mit Black Metal zu tun. Black Metal ist kein weibisches Rumgeheule und Gewimmer und auch kein Klargesang darüber, dass Mami einem nicht den neuen PC gekauft hat.

Ebenso gibt es ganze Bands die meinen, wie auch oben beschriebene Menschen, der Szene erhaben zu sein und sich mit „fiel intelegduählerehn Themän“ zu beschäftigen. Dabei ist die Musik weniger Problem, als das Pseudogehabe der Bands im Ganzen. Wenn sie der Szene erhaben sind, sollen sie verschwinden und den Black Metal mit ihrem geistigen Dreck in Ruhe lassen und nicht dauernd den Anti raushängen lassen, dem Black Metal zu nieder sei.
Denn Black Metal ist lyrisch in erster Linie ehrlicher Hass, rohe Zerstörung, Wut und Satanismus und kein singen über die Trauer weil man keine Freunde hat und allein ist und von allen gehänselt wird, oder darüber was man neulich in der Universität gelernt hat. (Anzumerken ist, dass thematisch natürlich einiges neben Satanismus geht, bzgl. Mythologie, Esoterik, Okkultismus, Philosophie, … - allerdings hat es ab einem gewissen Grad einfach nichts mehr mit Black Metal zu tun und im Black Metal sind Thematik und Stil ebenso wichtig, wie die musikalischen Merkmale, da er eben NICHT nur Musik ist.)

Die bereits ganz zu Anfang erwähnten Trends gibt es natürlich auch. Eben weil Black Metal so für individuelle Entfaltung steht, sind Trends auch nicht damit vereinbar, es sei denn man sympathisierte mit diesen Dingen unabhängig vom aufkommenden Trend. Schwuchteln, die sich die ganze Fresse mit Metall zukleistern, oder tighte Cappies und stylishe Dreadlocks tragen sind einfach in den Meisten Fällen absolut fehl am Platz.

Fazit: Man sollte zum Black Metal finden, und sich ihm nicht anpassen. Entweder man ist so, wie man ist und findet in Black Metal die Kunst die perfekt zum eigenen Geist passt, oder man lebt sein leben anderweitig. Denn sich dem Black Metal anzupassen - aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen - wäre alles, nur nicht "Black Metal".

Anhängsel

Anhängsel, Verfälschung und Spaßmetaller sind ebenso ein Thema, was zum Bereich Authentizität gehört. Anhängsel, weiblich, wie männlich (wobei der weibliche Teil überwiegt, aus dem ganz einfachen Grund, dass es viele Black Metal Dreamboys gibt, aber kaum Frauen in der BM-Szene, wodurch die Weibchen immer eine riesige Auswahl an Kerlen haben, die Kerle jedoch oft Partner außerhalb der Szene suchen müssen), sind einfach jene Menschen, die sich von einem auf den nächsten Tag ihrem neuen Partner anpassen, da sie kein eigenes Ich haben, und einen auf Black Metaler machen, obwohl sie das Genre seit guten 10 Minuten kennen.

Mir dürfte jeder zustimmen, dass ein Partner der sich nicht als BMler bezeichnet, nur weil man es selbst ist, oder vielleicht gar nichts damit am Hut hat, um Weiten besser ist, als ein charakterloses Stückchen Elend, dass alles versucht um einem zu imponieren.
Verfälschung spielt speziell bei diesen Situationen eine Rolle, doch nicht nur neue Szeneunkundige Partner verfälschen sich, auch merkt man bei dem größten Teil der Menschen auf Festivals, dass sie keine Ahnung von dem haben, was sie repräsentieren. Die meisten könnte man genauso gut mit modernen Outfits in eine Disco stellen und sie würden nicht auffallen.
Diese verfälschten Idioten gehören meist zur Sorte der Spaßmetaller, die sich 24/7 besäuft und zu jedem Haufen Scheiße superfreundlich ist, den man auf seinen allwöchentlichen Wegen in „Metaldiskotheken“ und Clubs trifft.

Solchen Leuten kann man nur raten: Bitte kauft euch weiße Turnschuhe und eine Jeanskutte und macht dort weiter, denn im Black Metal habt ihr Nichts verloren! Seltener anzutreffen sind Leute die auf den ersten Blick recht authentisch wirken, sich aber so verfälschen, dass sie „grim und true“ sind, aber im Herzen nur Freunde und Spaß wollen, dabei aber nie wirklich die Emotionen im Black Metal verstanden haben und sie auch nicht nachempfinden können.

Heidnischer Black Metal

Zuletzt will ich noch kurz ein paar Worte über Pagan Metal und Dergleichen verlieren. Sicherlich gibt es auch im Black Metal vergleichsweise Themen, doch der Pagan Metal hat sich eindeutig zu einem eigenen Subgenre entwickelt, welches auch nicht mehr dem Black Metal zuzurechnen ist und vor allem Thematisch immer seltener etwas mit ihm gemein hat.

Dennoch sind beide Dinge nicht unvereinbar, solange man sich bewusst ist, dass Pagan Metal eine weitere Nuance der Persönlichkeit sein kann, aber keinesfalls Teil des Black Metals (Lebens-bejahende Einstellung, Naturschutz und Ähnliches gehören einfach nicht zum Black Metal) ist.

Zum Abschluss noch ein passendes Zitat:
„Wer in einem gewissen Alter nicht merkt, daß er hauptsächlich von Idioten umgeben ist, merkt es aus einem gewissen Grunde nicht.“