Freitag, 18. April 2014

Antifatalismus und paranormale Erlebnisse

Wenn ich manchmal nur durch Zufall irgendwo esoterisch angehauchte Wahndiskussionen über "paranormale Erlebnisse" durchlese, dann kann ich immer wieder nur mit dem Kopf schütteln.
Es geht hierbei nicht im Geringsten darum, ob es "Paranormales", d.h. übersinnliche Dinge, gibt, sondern darum, dass jede Geschichte, die ich bisher dazu gehört habe klang, als wäre sie von einem Dreijährigen erdacht.
Man kann quasi pro Satz 1 Widerspruch finden und für jede "gruselige" Gegebenheit ergeben sich 100 rationale Erklärungen.
Aber wenn man glauben möchte, dann glaubt man eben. Die Welt ist wohl einfach zu langweilig, so dass man sich Manifestationen von dutzendfach formulierten Gedanken der Phantastik wünschen muss.

Aber befasst man sich mit diesem Thema, dann trifft man auf die gleiche Argumentation, wie derjenigen, die meinen, dass Rausch die Sinne erweitern würde. Ein Neuronengewitter im Hirn in ein Tor in eine andere Welt umzudeuten ist die hirnrissigste Idee, die man sich vorstellen kann, wenn man nur ansatzweise verstanden hat, wie Neurotoxine und Psychopharmaka auf die Schaltzentren im Hirn wirken.
Nur weil man halluziniert heißt es nicht, dass es echt ist, vor allem wenn man es tut, aufgrund der Einnahme von Nervengiften oder anderen psychoaktiven Substanzen.

Das Hirn kann einem im nüchternen Zustand schon 1000 Streiche spielen, aber im Rausch braucht man gar nicht erst anfangen so zu tun, als seien die eigenen Wahnvorstellungen wirklich.
Und da sind wir wieder beim Anfang: Im weiteren Sinne kann der Körper sich auch selbst Rauschzustände versetzen (Adrenalinausschüttung) - wer hat nicht schon mal erlebt, wie schnell Menschen panisch werden können? Oder wie einfach die Augen einem einen Streich spielen können?

Nach den Erzählungen Einiger zu urteilen habe ich schon dutzende "paranormale Erlebnisse" gehabt, allerdings gab es jedes mal nach nur sekündigem Durchdenken 100te rationale Erklärungen dafür und ich bin, im Gegensatz zu manchem "Miterleber", nicht herum gerannt und habe mir etwas zusammen phantasiert und anderen davon erzählt, um eine spannende Geschichte zu haben.

Wie dem auch sei - bei solchen naiven Berichten kommt man nicht umhin rauszuhören, dass immer etwas Fatalismus mitschwingt.
"Es war so vorhergesehen, dass ich den Geist meines Opas sehe, nachdem er in der Nacht gestorben war, ich aber gar nichts davon wusste, bis zum nächsten Morgen! ZOMFG! O_O"
So eine Gülle.

Ich habe mitunter vernommen, dass Jemand meinte, dass man sich als Kind ja eingeredet hat, dass sowas Zufall sein muss, doch jetzt wo man superschlau und erwachsen ist weiß man - es gibt keine Zufälle. ALLES IST VORHERBESTIMMT! BUHUUUU!
-> Fatalismus.

Unter Fatalismus versteht man eine Weltanschauung, die davon ausgeht, dass das Geschehen in Natur und Gesellschaft durch das Schicksal (lateinisch fatum) unabänderlich bestimmt wird. Fatalisten halten die Fügungen des Schicksals für unausweichlich und meinen, der Wille des Menschen könne ihnen nichts entgegensetzen. Daraus ergibt sich aber nicht zwangsläufig die Folgerung, menschliche Entscheidungen und Handlungen seien sinnlos.

Es ist doch de facto exakt umgekehrt. Naive Kinderchen und alkoholisierte Jugendliche denken, dass es real gewesen ist und wenn man etwas Abstand gewinnt und nicht mehr ganz so dämlich ist, dann weiß man, dass es Zufälle und Täuschungen gibt. Zuhauf. Dauernd. Überall.

Man könnte nun meinen: Ja, manche Zufälle sind aber wirklich TOTAL unglaublich! Ohja, das muss Schicksal gewesen sein.

Nun. Die menschliche Psyche, d.h. das Gedächtnis vor allem - ist selektiv.
Nehmen wir ein Beispiel: Man verpasst die Bahn. Jedes mal 1 Sekunde vor der Abfahrt. Jaja, so ist das. Man ist solch ein Pechvogel. (Ich will nicht bezweifeln, dass es wirklich Pechvögel gibt.)
In 1 Monat ist dies, sagen wir mal ..., 20 mal passiert. Und man vergisst dabei, dass man die Bahn 200 mal erwischt hat. Diesen Moment hat man unglaublich schnell vergessen und damit meine ich - völlig aus dem Hirn gelöscht - ist ja irrelevant, so ist das nun mal: Man steigt in die Bahn und sie fährt los.
Was zurück bleibt: Man verpasst die Bahn. J E D E S Mal  (das kann doch kein Zufall sein!) ... nicht.

Exakt diese Sache kann man - gerade bei sehr seltenen Ereignissen - auf das große Ganze übertragen. Und wenn ich mir dies durchdenke, so kann ich nur zu Protokoll geben: Ich bin Antifatalist. Und Rationalist.

Es gibt unendlich viele unerklärbare Dinge da draußen, doch das heißt nicht, dass die "paranormal" oder "metaphysisch" sind. Wir haben einfach nur noch nicht die Mittel oder die Idee gehabt, um sie wissenschaftlich zu erläutern.

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